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Reise nach Madrid zu WFD

Gepostet am 07 Februar 2009 von admin

Interessanter Bericht von Kathi und Kathy

Madridreise vom 16. – 23. Juli 2007

gruppenfoto1

Oder doch eher Reise zum 15. WFD-Congreß, der eben zufällig in Madrid stattfand. Na, beides traf zu. Sowohl der Anlass als auch die geographische Nähe (der 16. WFD-Congreß wird ja im weiten Durban/Südafrika stattfinden ).

WFD? Ausgeschrieben heißt es „World Federation of the Deaf“, auf gut Deutsch „Weltverband der Gehörlosen“. Auch wenn die meisten von uns überwiegend aus finanziellen Gründen dem gesamten einwöchigen Kongress keinen Besuch abstatteten, so hat sich die Reise dorthin allemal gelohnt. Schon alleine um den Duft des Internationalen einzuatmen und wortwörtlich in die Welt der Gehörlosen einzutauchen, vereint in einer einzigen Stadt. Das war einfach ein Erlebnis für uns alle, dass man praktisch an allen Ecken Madrids immer wieder auf Gehörlose stieß. Fast so schön wie im Schottenhammel anno 2001 in München =)

Und auch am Rande dieses Kongresses konnte man allerlei erleben…

Die Stadt Madrid

In dieser riesigen Stadt befinden sich u.a. Denkmäler, Schlossplatz. Madrids riesiges Schloss (100.000 qm)heißt Palacio Real „dt. Königsplatz“ und liegt auf Plaza de la Ameria. Drinnen waren ein riesiger Speisesaal mit Deckengemälden und Wandteppichen, Porzellanzimmer, Thronsaal, viele Räume mit vielen verschiedenen Mustern an den Wänden, verschiedene Statuen zu sehen. Auch hat Madrid ähnliche Geschäfte wie in Deutschland, z.b. Kaufhof, H& M., usw. Aber sie ist ziemlich gefährlich, oft wurden Taschen, Geld usw. geklaut, sogar vielen Gehörlosen. Zum Glück ist uns nix passiert. Wir waren dem Polizist dankbar, der uns gewarnt hat, den Rucksack niemals auf dem Rücken zu tragen, sondern immer auf dem Bauch. SOL (dt. Sonne) ist die Stadtmitte von Madrid. Wir haben in „Sevilla“, die in der Nähe von SOL liegt, gewohnt. Uns haben vor allem die grünen Bereiche gefehlt, aber Madrid hat auch einen Stadtpark, den „El Prado“ (die Wiese) mit schönen Blumen und einem kleinen See.

Im Hauptbahnhof ist etwas ganz Besonderes, ein großer Teich mitten in der riesigen Halle. Darin schwimmen unzählige süße Schildkröten und dort stehen auch viele Pflanzen – urwaldgleich. Sogar hier war die WFD anwesend. Die großen Plakate, die über dem Teich hingen, priesen nämlich WFD an. Auf einigen anderen war auch eine gehörlose Person zu sehen, die auf den Plakaten „Herzlich Willkommen“ gebärdet.

Einige gingen auch zum Fußballstadion von Real Madrid, es war einfach cool, viele Pokale und Bildern von früher bis jetzt angeschaut zu haben.

Zum Freibad gingen wir auch, na, wisst ihr bestimmt, Madrid liegt nicht am Ufer, daher sind wir nicht am Meer. Im Freibad ist etwas passiert, Christoph war wohl beim Essen etwas zu wild mit seiner Unterhaltung, da hat er aus Versehen sein Bierchen überschüttet *lach*.. Dort waren auch noch Gehörlose, die aus der Schule in Essen herkamen, dabei. Das Wasser war kalt, Kathy war die Letzte, die endlich ins kalte Wasser sprang, sie genoss jedoch das Wasser *stolz* 😉

WFD-Congreß

Einige von uns ließen es sich trotz den hohen Preisen (Tagesticket für 150 €, ob das jetzt gerechtfertigt war oder nicht, darüber lässt sich sicherlich noch länger diskutieren ) nicht nehmen, wenigstens eine Tageskarte zu ergattern und sich als Zaungäste einen Eindruck von dem gesamten Kongress zu machen. An diesem Tag hielt unter anderem Paddy Ladd (Begründer des Begriffs „Deafhood“) Vortrag über die Notwendigkeit des Kampfs um die Anerkennung (nein, jetzt kommt nicht die Gebärdensprache ;o) unserer als Kulturgemeinschaft. Schwerpunkte waren dort weiter Menschenrechte, Frauen, Entwicklungsländer, Jugend & Bildung.

Auch wenn man meinen könnte, ist dieser Kongress imho den uns bekannten Kulturtagen Deutschland nicht gleichzusetzen. Zielgruppen waren hier eher die Politiker, Wissenschaftler, Künstler, Pädagogen und jene Leute, die eine gewisse Führungsrolle in ihren Heimatländern inne haben. Denn die Vorträge endeten regelmäßig mit einem bestimmten Appell und einer Zielsetzung, die bis zum nächsten Kongreß in 4 Jahren erreicht sein sollte. Bernhard Bragg, ein berühmter amerikanischer gehörloser Schauspieler, z.b. möchte ein Netzwerk verschiedener Theatergruppen aus der ganzen Welt errichten zwecks Erfahrungsaustausch. Und Paddy Ladd wünscht sich eine weltumspannende Datenbank, in der der aktuelle Entwicklungsstand eines jeden Landes hinsichtlich der Anerkennung der Gebärdensprache registriert ist, z.b. ob die Gebärdensprache in einem Land tatsächlich verfassungsgemäß gesichert ist oder lediglich in einer Verordnung erwähnt wird.

Die 150 Euro haben sich für mich auf alle Fälle gelohnt =) Vielleicht war es tatsächlich auch besser so, dass ich nur einen Tag dort verbrachte, wie hätte ich sonst die unglaubliche Menge an Eindrücken verarbeiten können? 😉

Theater

Als Begleitprogramm zum WFD-Congreß traten 5 verschiedene Theatergruppen auf. Sie kamen aus Spanien, Hongkong, Brasilien, Afrika und Norwegen. Das Theater war praktisch stets ausverkauft bis auf den letzten Platz. Vor jedem Auftritt gab es eine lange Warteschlange, um den besten Platz ergattern zu können.

Die afrikanische Gruppe zeigte zum Beispiel ihre Kultur, wie sie in Afrika leben, z. b. ernten, Lebensmittel austauschen. Man wurde auch um die wichtigen Dinge bestohlen und betrogen. Dabei konnte man einen super Einblick in das dortige Leben bekommen, zumal sie sich auch afrikanisch kleideten und für dort typische Verhaltensweisen zeigten, betteln, hungern und tanzen.

Die japanische Gruppe zeigte eine Weltreise, was man überall auf der Welt erleben kann, wenn man rumreist. Diese Theatergruppe hatte die Ehre, Bernhard Bragg, den berühmten Theaterregisseur aus den USA, als ihren Regisseur nennen zu dürfen. Schwerpunkt wurde dabei weniger auf den Inhalt als auf flüssige, rhythmische Körperbewegungen und Poesie gelegt.

Night-Life

Na, was wohl wir immer in der Nacht machten, ist FEIERN, PARTY und FEIERN ;-).. Natürlich gab es auch tiefe Unterhaltung mit den interessanten internationalen Gehörlosen. Na, was dort auch noch anders ist: Wer ab 22 Uhr Alkohol in der Öffentlichkeit mitbringt / trinkt, macht sich strafbar. Die Polizei ist dabei mehrmals erschienen und wollte uns kontrollieren. Viele mussten schnell Alkohol ausschütten oder es verstecken, bevor die Polizei uns erwischen konnte. In der Stadt waren in der Nacht auch überall viele internationale Gehörlose zu sehen.

Tagesausflug bis zu 1800 m Höhe

Am letzten Tag unseres Urlaubs mieteten wir zwei Mini Cooper´s und fuhren weg von Madrid rauf auf die Berge – bis zu einem entlegenen (sehr!!) kalten und erfrischenden See. Der Geheimtipp von Christoph hatte sich auf jeden Fall gelohnt, dort traf man nur auf Einheimische und man konnte prima die Seele baumeln lassen und sich erholen von den vielen Partys =) Zum Abschluß des Tages und zugleich zum Abschied gönnten wir uns noch in einem Bergdorf spanisches Essen – wie reich gedeckt unser Tisch eigentlich war, nachdem wir unser Essen ohne Hilfe englischer Speisekarten wählen mussten ;o)

KOMMENTARE von den Mitgereisten:

Konsti:

Nette und neue Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gesammelt, schöne Stadt, tolle Parties und vielen dank an Christoph M.

Chris:

Madrid war eine europäische Fortsetzung des DeafWay, wobei der Schwerpunkt auf die Straße – nach südeuropäischem Flair – übertragen wurde. Die lauen Abendstunden kannten auch keine Sperrstunde! Herrlich!

Kathy:

Madrid war für mich eine schöne Erfahrung, die ich mit internationalen Gehörlosen getroffen habe und über unseren Erlebnisse ausgetauscht haben. Allgemein hat es mir echt super gefallen.

Tini:

War interessant mit Leuten zu unterhalten. Und mir gefiel es am besten an dem saukalten See in 1600 m Höhe.

Andre:

Es hat sich gelohnt nach Madrid zu fahren. Die Tage könnte ich dort viele Informative News von Wfd einsammeln. Zwar ist am Abend reiner Alkoholkurs für nightlife Leuten angesagt.

madrid plakat

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